"Ein Mann namens Ove" von Fredrik Backman

Veröffentlicht am 18.01.2015

Hörbuch gelesen von Heikko Deutschmann

Wunderbar!

Inhalt:

 "Ove ist der Nachbar aus der Hölle: Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde, schreibt Falschparker auf, räumt Fahrräder an ihren Platz und prüft die Mülltrennung. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr und trifft praktische Vorbereitungen zum Sterben. Doch dann zieht im Reihenhaus nebenan eine junge Familie ein, die als Erstes mal Oves Briefkasten umnietet. Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, das richtige Werkzeug und was sonst noch wirklich zählt im Leben."

Meine Meinung zum Hörbuch:

Bisher kannte ich von schwedischen Autoren nur Krimis, aber nun weiß ich, dass sie auch hervorragende Romane schreiben! Zunächst dachte ich, dies ist eine komisch-klamaukige Geschichte, ein wenig skurril wie manche finnischen Romane, die ich kenne. Aber hier findet man eine traurig-schöne Geschichte vor, die an einigen Stellen auch durchaus komisch ist, ohne dabei albern zu werden.

Zunächst ist Ove der absolut nervige Typ, der Verkäufer mit seinen notorischen Fragen an den Rande des Wahnsinns treibt, in der Nachbarschaft Verbotsschilder aufstellt und genau aufpaßt, dass sich auch alle dran halten. Daher findet man ihn anfangs sehr unsympathisch, der typische Korinthenkacker, der einem nur auf die Nerven geht und den man nicht als Nachbarn haben möchte. Seinen neuen Nachbarn, der nebenan mit seiner Familie einzieht, nennt Ove nur "den Trottel", seit er beim Einzug mit dem Umzugswagen gleich mal Oves Briefkasten ramponiert hat.

Ove spricht im Alltag mit seiner Frau und nach einer Weile erfährt man, dass sie vor einiger Zeit gestorben ist. In Rückblicken wird dann nach und nach erzählt, welche Schicksalsschläge Ove in seinem Leben bereits erfahren mußte und das erklärt so einiges, wie Ove zu dem Menschen wurde, der er heute ist. Nach dem Verlust seiner Frau und nachdem er auch noch frühzeitig in Rente geschickt wurde, möchte Ove nicht mehr leben und unternimmt einige Versuche, sich das Leben zu nehmen. Die schwangere, asiatische Nachbarin hält ihn jedoch unbewußt mehrmals davon ab, weil sie immer dann an der Haustür klingelt, wenn Ove sich gerade erhängen oder sonst wie umbringen will. Sie braucht ständig seine Hilfe und somit bekommt Ove wieder Aufgaben, er wird wieder gebraucht und schließt somit neue Freundschaften, was ihm letztlich wieder mehr Sinn in seinem Leben gibt.

Ove wurde mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer, weil man versteht, warum er so geworden ist. Die Handlungsstränge mit den Rückblicken auf Oves Kindheit und Vergangenheit sind wunderbar miteinander verwoben, so dass es eine flüssige Erzählung ist, die nie langweilig wird. Die Sprache des Buches gefällt mir sehr gut, vor allem auch die immer wieder komischen Situationen und Ove's Art, Dinge zu sehen und zu benennen.

Die Story regt auch zum Nachdenken an, man sollte vielleicht die Menschen nicht zu schnell beurteilen oder in eine Schublade stecken, wenn man nicht weiß, warum sie so geworden sind, wie sie sind.

Hier eine kleine Kostprobe:

" »Raus aus dem Wagen, habe ich gesagt!«
Der Trottel sieht Ove etwas ängstlich an, aber riskiert kein einziges Wort mehr. Stattdessen steigt er aus seinem Auto und stellt sich neben den Wagen wie ein Schuljunge, der zur Strafe in die Ecke muss. Ove zeigt auf den kleinen Weg zwischen den Reihenhäusern, hinüber zum Fahrradschuppen und zum Parkplatz.
»Gehen Sie zur Seite und stellen Sie sich irgendwo hin, wo Sie nicht im Weg sind.«
Der Trottel nickt ein wenig irritiert.
»Mein Gott. Ein Unterarmamputierter mit grauem Star hätte den Hänger schneller eingeparkt«, brummt Ove, als er in den Wagen steigt."

Das Hörbuch wird ganz hervorragend gelesen von Heikko Deutschmann, der den richtigen Ton für dieses Buch trifft, womit die Ernsthaftigkeit sowie die Komik  richtig zum Ausdruck kommt.

Also eine absolute Empfehlung von mir!